[ Pobierz całość w formacie PDF ]
wesentlich mehr getan, als bloß zu blinzeln.
Und er hatte dafür gesorgt, dass sie dafür
zahlte.
Gütiger Himmel, was sollte sie nur tun?
190/260
Sie hörte unten seine Schritte, wo er
zweifellos ungeduldig im Foyer auf und ab
lief.
Elizabeth krabbelte aus dem Bett. Im
Moment hatte sie keine Zeit, sich dem Selb-
stmitleid und einem Tränenstrom
hinzugeben.
Während sie sich anzog, versuchte sie
nicht daran zu denken, was auf dem Bett
geschehen war. Aber trotz ihrer Bemühun-
gen, die Erinnerungen abzuhalten, über-
fluteten sie sie heiß und lebhaft.
Sie hatte immer gedacht, das erste Mal
werde wehtun, aber das war nicht der Fall
gewesen. Sein erstes Eindringen war unan-
genehm gewesen, aber das war rasch unter
der unaufhaltsam anschwellenden Lust
verklungen. Da war solche Lust gewesen, sol-
ches Entzücken, solche Wonne.
Nein, denk nicht dran.
Um sich das Kleid über den Kopf zu
streifen, musste sie die Hälfte der Knöpfe
191/260
offen lassen. Sie zog sich ihren Mantel
darüber und knöpfte ihn bis zum Hals zu,
damit man nicht erkennen konnte, wie lock-
er das Oberteil vorne saß. Dann nahm sie mit
den Händen ihre Haare zusammen und
stopfte sie sich unter den Hut.
Da, sie war fertig aber beileibe nicht
bereit, ihm gegenüberzutreten. Sie nahm al-
len Mut zusammen und verließ den Raum,
stieg die Treppe hinab.
Derek stand steif wie eine Palastwache
neben der Eingangstür. Seine Miene war ver-
schlossen und seine Augen kalt. Zusammen
gingen sie zur Kutsche, die vor dem Haus
wartete, und fuhren in Schweigen zurück zu
Laurel House.
Bei ihrer Ankunft im Stadthaus bestand
der Viscount darauf, sie zur Tür zu bringen,
obwohl sie vehement widersprach. Man
hätte doch meinen müssen, er sei froh, sie so
bald wie möglich loszuwerden.
192/260
Warum nur besteht er darauf, mich
noch mehr zu quälen, als er es bereits getan
hat?
Gerade als Elizabeth gedacht hatte, der
Tag könne unmöglich noch schlimmer wer-
den, schwang die Eingangstür vor ihnen auf,
und auf der anderen Seite stand ihre Mutter.
Kapitel neun
Mama! Das war keine Begrüßung. El-
izabeth hatte ihr eigenes Gesicht kurz in dem
Spiegel im Schlafzimmer gesehen, und sie
wusste, ihre Augen waren rot und
geschwollen, ihre Wangen fleckig.
Lizzie , rief ihre Mutter entzückt, sie zu
sehen.
Gleich darauf wurde Elizabeth von sch-
lanken Armen umfangen, atmete den ver-
trauten Duft des Lieblingsparfüms ihrer
Mutter ein. Es erinnerte sie an Lilien und
den winzigen Garten, der ihr Haus in Pen-
kridge umgeben hatte.
In ihren Tagen als große Schönheit ge-
feiert, war es ihrer Mutter gelungen, sich ihr
194/260
gutes Aussehen in erstaunlichem Umfang zu
bewahren: Ihr Teint war gleichmäßig, ihre
Haut fast faltenfrei bis auf die Krähenfüße
um die Augen, und ihr hellbraunes Haar
durchzogen nur wenig graue Strähnen.
Elizabeth umarmte ihre zierliche Mutter
fest, plötzlich elend vor Heimweh; sie sehnte
sich so nach der herzlichen, liebevollen Sich-
erheit ihrer Familie. Aber sie weigerte sich,
in Tränen auszubrechen und besonders
vor dem Viscount.
Ihre Mutter schob sie auf Armeslänge
von sich. Bist du überrascht?
Mama, was tust du hier? Was ist mit
dem Haus?
Ich habe letzte Woche keinen Brief von
dir bekommen. Du weißt doch, wie sehr ich
mich um dich sorge.
Aber ich habe ihn abgeschickt. Ihre
Mutter würde jede Ausrede benutzen, um
nach London zu kommen. Auf der anderen
Seite hatte das neue Anwesen der Familie
195/260
dringend renoviert werden müssen. Und ihre
Mutter traute niemandem, die Aufsicht zu
führen Elizabeths Vater und ihre jüngere
Schwester Rebecca eingeschlossen.
Ich habe allerdings einen Brief von
Teresa erhalten.
Mrs. Abernathy. Elizabeth unterdrückte
ein Stöhnen. Das erklärte alles.
Erst jetzt wandte ihre Mutter ihre
Aufmerksamkeit Derek zu. Er war nicht
gegangen, sondern stand stumm hinter
ihnen, verfolgte ihre Begrüßung.
Wer ist der junge Herr hier, Lizzie?
Das Lächeln ihrer Mutter hieß den Viscount
willkommen. Es lag auf der Hand, dass sie
ihn nicht wiedererkannte.
Ein unbehagliches Schweigen folgte.
Das Lächeln ihrer Mutter verblasste,
während ihr Blick zwischen ihnen hin und
her flog. Zwei Falten erschienen auf ihrer
Stirn.
Mama, das hier ist Lord Creswell.
196/260
Ein scharfer Blick richtete sich auf den
Viscount. Verstehen breitete sich auf dem
Gesicht ihrer Mutter aus. Sie machte einen
Schritt nach hinten und musterte Elizabeth.
Elizabeth war sich sogleich unangenehm
ihres unter dem Mantel nur halb
geschlossenen Kleides und ihrer unordent-
lichen Haare unter ihrem Hut bewusst.
Dann scheinen der Viscount und ich
wohl doch bereits miteinander bekannt zu
sein. Die Stimme ihrer Mutter war eisig.
Derek bestätigte die Erklärung mit
einem knappen Nicken.
Elizabeth, bitte leg deinen Mantel und
den Hut ab und lass uns alle in den Salon ge-
hen, damit wir uns ungestört unterhalten
können. Wenn Lord Creswell keine Ein-
wände hat , fügte ihre Mutter noch hinzu.
Es war ausgeschlossen, Umhang oder
Hut abzulegen. Und sie war sich ziemlich
sicher, dass ihre scharfsichtige Mutter das
genau wusste.
197/260
Mrs. Smi& Lady Bartlett, ich würde
es vorziehen, unter vier Augen mit Ihnen zu
sprechen.
Vor Erleichterung wurde Elizabeth bei-
nahe schwindelig. Ehe ihre Mutter zu einer
Antwort ansetzen konnte, drehte sich Eliza-
beth um und lief rasch die Treppe hoch,
geradewegs in die Ungestörtheit ihres
Schlafzimmers.
Lady Bartlett war noch genauso, wie
Derek sich an sie erinnerte. Eine zierliche
Dame, die sich mit königlicher Anmut be-
wegte, was die Vermutung nahe legte, dass
sie weder von dem arbeitenden Teil der
Bevölkerung noch vom Landadel abstammte.
Vor sechs Jahren hatte er schlicht gedacht,
sie spiele sich auf. Dessen war er sich jetzt
nicht mehr so sicher.
Als sie den Salon betraten, entließ sie
das Hausmädchen, das hier gerade Staub
wischte. Sie nahm auf dem Sofa Platz und
198/260
bedeutete ihm mit einer Handbewegung,
sich zu setzen.
Derek gehorchte, war darauf gefasst, mit
Vorwürfen überhäuft zu werden, dass er ihre
Tochter kompromittiert habe, und der For-
derung, sie unverzüglich zu heiraten. Sechs
Jahre später waren die Spieler andere, aber
das Szenario war unverändert.
Lord Creswell, haben Sie meine
Tochter kompromittiert? , erkundigte sie
sich ganz höflich.
Derek war von der Frage überrascht, so
geradeheraus und ohne Umschweife, ohne
die hysterischen Anfälle, die die Anklage
begleitet hatten, als sie sie gegen seinen
Bruder vorgebracht hatte. Ist das nicht eher
eine Frage, die Sie Ihrer Tochter stellen soll-
ten, Mylady?
Ich frage lieber direkt Sie. Lizzie hat ein
weiches Herz, sodass sie mir vielleicht nicht
die Wahrheit erzählt.
199/260
Wie es schien hatten die Töchter Lug
und Trug von ihrer Mutter gelernt. Sie tat
gerade so, als hätten sie als hätte die ganze
Familie nicht alles von Beginn an bis ins
letzte Detail geplant.
Ihre Tochter ist jetzt nicht schlimmer
dran als vorher, als ich ihr zum ersten Mal
begegnet bin.
Sie setzte sich aufrechter hin, und ihre
Augen wurden schmal. Sie verzog verärgert
den Mund. Ich möchte, dass Sie sich von
meiner Tochter fernhalten , erklärte sie
knapp.
Halten Sie sich von meiner Tochter
fern.
Das hätte ihn erleichtern müssen, denn
es klang alles sehr gut. Sekunden ver-
strichen, bevor er merkte, diese Vorstellung
kam ihm so gelegen wie ein zu lange gegartes
Soufflé.
Mit dem hier hatte er nicht gerechnet.
Weder mit der Warnung, noch mit seiner
200/260
Reaktion darauf. Vielmehr war er es doch,
der verärgert sein sollte, denn er war es
schließlich gewesen, der hereingelegt worden
war.
Sie wollen, dass ich mich von ihr
fernhalte? Ich? Als ob sie sich Sorgen
machen müssten, dass er ihr hinterherlaufen
[ Pobierz całość w formacie PDF ]