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so freigiebig, selbstbewusste Frauen schon gar nicht. Die Privatadresse war der übernächste
Schritt, zuerst kam die Handynummer. Danke. Patrick griff zu seinem Uniformjacket. Sorry,
Lady, aber nicht mit mir. Mit seinem harten Abgang musste sie jetzt klarkommen, falls sie
wirklich nicht für Quality Control arbeitete.
Er zog seinen Geldbeutel heraus, legte zwanzig Euro auf den Tisch und stand auf. Auf das
Rückgeld konnte er jetzt nicht warten.
Annika blickte auf den Schein, dann zu ihm auf. Eine schmale Falte stand auf ihrer Stirn. Als er
den Geldbeutel zuklappte, lehnte sie sich zurück. Oh & Danke.
Ich muss zur Crew. Flugvorbereitungen, tut mir leid. Viel Spaß noch bei der Eröffnung.
Patrick steckte den Geldbeutel weg, seine Visitenkarte blieb drin.
Sie verschränkte die Arme und legte den Kopf schief. Okay.
Das Glitzern war erloschen. Verdammt, konnte sie wirklich diesen traurig-verwunderten Blick
schauspielern, mit dem sie in ihren Shake schaute?
Er legte kurz die Hand auf den weißen Stahltisch, dann ging er. An der großen Tafel war sein
Flug endlich angezeigt. Berlin-Schönefeld 21.45.
3. KAPITEL
Berlinkäfer? Im ersten Moment dachte Annika, sie hätte sich verhört. Sie hatte eine für ihre
Verhältnisse geradezu aufgelöste Roxanne Wondratschek am Telefonapparat. Wer die junge Frau
mit den schwarz-pink gefärbten Rastalocken nicht kannte, würde wahrscheinlich nicht ahnen, dass
sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Doch Annika war schon seit vier Jahren mit ihr
befreundet, seit Roxanne aus Hamburg nach Berlin gekommen war. Sie wusste die langen Pausen
und das leise Flattern in Roxannes Stimme genau zu deuten. Bei Sternthaler, dem Modeladen von
Roxanne und ihrer Partnerin, war die ultimative Katastrophe eingetreten.
Ja, so heißen die Dinger, die gehören zur Gruppe der Speckkäfer. Roxannes Stimme wurde
leiser, als ob sie sich kaum traute, das Wort auszusprechen. Sie sind mit den Stoffen aus
Hamburg gekommen, im Verpackungsmaterial. Die Viecher lieben festes braunes Packpapier.
Aber dann haben sie die Reispapier-Kollektion von Indisha Barclay entdeckt. Die Stimme brach
ab, Roxanne kämpfte am anderen Ende der Leitung mit den Tränen. Es ist alles befallen, überall
kleine, fiese Löcher im Reispapier. Wir konnten nichts mehr retten. Indisha bringt uns um.
Annika wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie ließ sich in den Bürostuhl fallen, wobei sie durch
die Glasscheibe in Robertas Büro linste. Ihre Chefin saß immer noch vor dem Computer.
Wahrscheinlich handelte sie wieder mal einen Megadeal mit Brio oder Levi s per Chat aus.
Connor FashionConsult war eine internationale Talentscout-Agentur für die Modebranche, ein
ebenso lukratives wie sensibles Business.
Roberta sah es nicht gerne, wenn ihre Mitarbeiterinnen Privatgespräche führten. Aber eigentlich
plante Annika ja mit Roxanne die Berlinführung für einen japanischen Kunden. Mr. Takano
Yamamoto, ein weitläufiger Verwandter des legendären Designers Yohji Yamamoto, hatte seinen
Besuch für nächste Woche angekündigt. Annika war für das kulturelle Beiprogramm zuständig,
wie Roberta es ausdrückte. Er wünsche hinter die Kulissen zu blicken und angesagte Modemacher
kennen zu lernen. Und da er maßgeblich für das Personalmanagement der Yamamoto-Stores in
aller Welt verantwortlich war, bekam er natürlich, was er wollte. Eigentlich hatte sie Mr.
Yamamoto zu Sternthaler führen wollen, doch von zerlöcherten Reispapier-Kleidern und einer
Berlinkäfer-Plage war der Gast sicherlich nicht angetan. Sie musste Ersatz finden oder &
Sag mal , unterbrach sie Roxanne, die gerade aufzählte, welche Materialien der Käfer
verschont und an welchen er sich gütlich getan hatte, welche Kollektionen sie also retten und
welche der Müllabfuhr übergeben konnte. Habt ihr es schon mal mit einem Kammerjäger
versucht?
Am anderen Ende war Schweigen, dann fragte Roxanne leise: Glaubst du, so einer wird mit
den Dingern fertig? Das dauert Wochen, oder? Yamamoto kommt doch schon in ein paar Tagen.
Annikas Eltern führten ein bodenständiges Lampengeschäft in Düsseldorf Wir machen Licht
war der Lieblingsspruch ihres Vaters und dort hatte ein Kammerjäger einmal Wunder bewirkt.
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